Camden Market in Camden Town, London

Einleitung

Im Rahmen meines Sprachurlaubs in London hatte ich werktags nach dem Unterricht in der Schule reichlich Zeit, mich den sehens- und erlebenswerten Seiten Londons zu widmen. Nach 14:30 Uhr stand mir die Welt offen. Quasi das Erlebnis nach der Pflicht. Und da die erste Woche meines Aufenthaltes sehr, sehr viel Sonnenschein bot, nutzte ich diese Zeit gerade in diesen Tagen ausgiebig.

Ich konnte also jeden Tag durch Londons Straßen schlendern, opulente Bauwerke betrachten, einfach nur in den zahlreichen Parks die Sonne auf die Nase scheinen lassen,…

… oder auf einen der berühmten Londoner Märkte gehen. Denn davon gab es wahrlich genug.

Heute geht es auf den wohl berühmtesten Markt Londons, den Camden Market.

Nachfolgend schildere ich euch meine Erlebnisse und Eindrücke.

Erwartungen und Vorfreude

Mir wurde dieser Ort von Freunden wärmstens empfohlen. Es würde dort viel zu sehen geben und man hätte tausend Gelegenheiten, etwas Besonderes zu essen. Auch so manches Schnäppchen warte dort auf mich. Zur Bestätigung dessen oder um die andere Wahrheit herauszufinden, machte ich mich an einem Samstagmorgen auf, den dortigen Markt zu besuchen.

Nur wenige U-Bahn-Stationen von meinem „Heimathafen“ (Archway) gelegen, war die Anreise an diesem Morgen gegen 9:30 Uhr per Tube schnell passiert. Und das Ganze dank Wochenende auch mal entspannt. Allerdings fühlte es sich schon etwas komisch an, wenn das sonst übliche Gedränge in den Waggons fehlt.

Die Location

Die Straßen waren beim Verlassen der Underground-Station „Camden Town“ noch verhältnismäßig dünn besucht. Einige wenige Verkaufsstände an den Rändern waren bereits geöffnet, viele jedoch noch im Aufbau.

Circa einen Kilometer von der U-Station entfernt, gelangte ich wenig später an die Tore, hinter denen der Trubel auf mich wartete. Jenseits dieser Steinmauern sollte also der Camden Town Market sein. Der Ort grenzenloser Kauf- und Genussfreuden. Ich war gespannt, was mich dort erwarten würde.

Genau genommen handelt es sich in Camden Town um mehrere benachbarte Märkte im Ortskern. Jeder Markt stellte seine eigenen Themenschwerpunkte aus.

Im Randbereich der Mauer und in Ufernähe des Kanals, die den Markt umschlossen, fanden sich kleinere, liebevoll gestaltete Häuser. In ihnen wurden Bücher, Lebensmittel und in den Bars Getränke angeboten. Ich stieg eine der vielen Treppen hinauf und blickte von einer überspannenden Brücke hinab auf das Treiben. Der perfekte Moment, einfach mal die vielen Eindrücke auf sich wirken zu lassen.

Idyllisch am Kanal gelegen – Die Außenbereiche der Camden Market

Ruhe vor dem Sturm

Da ich sehr früh war, war zu dieser Zeit das Treiben am Gelände noch sehr entspannt. Die Besucheranzahl war überschaubar und von Gedränge weit und breit keine Spur. Die Betreiber und Angestellten der Verpflegungsbuden bereiteten diese gerade auf die erwarteten Besuchermassen vor und überall roch es bereits nach leckerem Essen.

Manch einer bot mir kurz darauf beim Vorbeischlendern mangels Alternativen um diese Zeit schon Frittiertes zum Probieren an. Ich musste jedoch dankend ablehnen. Morgens schon fettes Essen auf fast nüchternen Magen. Eher nicht. Britische Verdauungstrakte ticken da wohl deutlich anders als deutsche.

Morgens um halb 10 – die Ruhe vor dem Sturm auf dem Camden Market

Das Angebot

Nach kurzem Verweilen davor, tauchte ich anschließend in die Tiefen des Marktes ein. Im und um den „Stables Market“ angeordnet begann nun langsam der Trubel. Hier in den engen Gassen befanden sich das eigentliche Highlight und Wahrzeichen des Camden Town Market.

Es gab gefühlt nichts, was man hier nicht zu kaufen bekam. Unzählige Läden mit Kleidung. Und das in allen erdenklichen Varianten. Leder, Seide, Second Hand – alle bekannten und auch unbekannten Stilrichtungen waren vertreten. Dazu Teppiche, Spielzeug, Bücher, Brillen, Rucksäcke, Tee, Porzellan und wie überall in London: Souvenirs.

Und zu alledem roch es überall verführerisch lecker. Duftschwaden von Frittiertem und Gebratenem schwebten durch die Gassen. Jede Ecke hatte ihren Verkaufsstand. Entweder im Gebäude installiert oder davor aufgestellt. Es gab Spezialitäten aus allen Nationalitäten. Man flog von Duft zu Duft und hätte überall zuschlagen können, so lecker wurde man dazu animiert. Und je größer die Besuchermassen wurden, umso intensiver und differenzierter wurden die ausströmenden Essensdüfte.

Wer solche Märkte liebt, sollte sich einfach ohne Bedenken auf den Camden Town einlassen. In die Menge eintauchen und sich treiben lassen. Und dabei das Flair dieses Ortes aufnehmen. Es gab dort wirklich unzählige Verkaufsläden und -stände. Keiner glich dem anderen. Und in jedem konnte man sein besonderes Schnäppchen finden.

Wer allerdings in Erwartung von Verkaufsständen im Sinne von Flohmärkten den Weg auf sich nimmt, ist hier fehl am Platze. Denn alles ist kommerziell. Hier sind ausschließlich Profis zu finden. Keiner verkauft etwas aus seinem privaten Fundus. Keine Raritäten, die man zu Hause stolz als Schnäppchen präsentieren kann. Man findet nichts unter Wert. Eigentlich schade. Aber der Fokus liegt auf dem Camden Town Market eindeutig woanders.

Heimelige Gassen vor dem Besucheransturm
Ein Buchladen am Camden Market – geordnetes Chaos

Der Reiz

Es ist das Unüberschaubare und Unerschöpfliche, das die Massen anzieht. Als Paradebeispiel dafür dienen für mich die dort ausstellenden asiatischen Läden. Die bunten Farben der Stoffe am Eingang machen neugierig auf das, was da wohl hinter verborgen ist. Davon angelockt, überfällt und überwältigt den unbedarften Besucher die Masse an Reizen in den Shops. Zwar liebevoll eingerichtet, aber mit kitschig anmutenden Auslagen schier überladen, taucht man von einer Sekunde auf die andere in eine fremde Welt ein.

Tausend Eindrücke prasseln auf den Besucher. Von asiatischen Klängen aus den Lautsprechern begleitet, durchstreift und begutachtet man die Auslagen. Und manch einer findet unter alledem sein persönliches Kleinod. Es gibt ja auch genug davon in dem kleinen Räumchen. Beim Verlassen blickt er dann voller Stolz mit einem glücklichen Grinsen auf die vollen Taschen in seiner Hand.

Man sollte neben den vielen Verkaufsstationen aber auch nicht die zahlreichen Künstler vergessen, die hier ihre Werke ausstellen. Es sind die Maler und Fotografen, die Designer und Goldschmiede, die hier besonders auffallen. Und auf jeden Fall sollte man beim Vorbeischlendern einen Blick in deren Studios werfen.   

Waren über Waren – das Angebot ist groß
… besonders die asiatischen Anbieter überfluten mit Reizen.

Aber Vorsicht

Allerdings muss man beim Schlendern auch ein wenig achtsam sein. Denn je voller der Markt wurde, je größer das Gedränge war, desto größer die Gefahr von Pickpockets (Taschendieben).

Wer sich ein wenig aus dem Trubel herausnimmt und sich abseits stellt, kann die Augen schweifen lassen. Und dabei fallen dann so ab und an in der Menge ein paar zwielichte Gestalten auf, die ihre gezielten und geschulten Blicke über die Taschen der Besucher warfen. Also Obacht. Und alle Taschen fest verschließen.

Stable Market – Unter- und überirdisches Angebot

Crowded High Noon

Gegen Mittag war der Höhepunkt erreicht. Nun wurde es unglaublich voll dort. Die Massen strömten seit nunmehr zwei Stunden von außen stetig auf das Marktgelände und durch die engen Gassen. Es wurde gefühlt immer enger. Wer kurz und spontan einen Blick genauer auf etwas Interessantes werfen wollte, wurde unbarmherzig von der Menschenmenge weitergeschoben. Mensch an Mensch zog sich durch die Straßen. Die anfangs erlebten ruhigeren Momente waren lange dahin.

Fed up

Nach drei Stunden Dahingleitens und -schiebens war ich schließlich durch. Die Beine waren schwer und die Menschenmassen lästig geworden. Alles war gesehen, vieles probiert und in einigen Geschäften auch etwas Geld gelassen worden. Ich war mit Reizen abgefüllt und die große Euphorie war längst abgeklungen. Also machte ich mich auf den Weg Richtung London Underground.

Beim Verlassen des Marktzentrum dann die Überraschung. Auch außerhalb der Tore hatte sich viel verändert. Die Straßen jenseits des Markgeländes waren nun komplett in das Geschehen einbezogen. Überall säumten Verkaufsstände die Gehwege und unzählige Essenswagen warben lautstark um Kunden. Und was natürlich nicht fehlen durfte, waren die unzähligen Souvenirstände. Man müsste mal zählen, an wie vielen solcher Tourismusschleudern und -läden ich während der zwei Wochen London vorbeigelaufen bin. Es sind sicherlich hunderte.

Überfüllte Straßen außerhalb des Camden Markets

Fazit

Der Tipp meiner Freunde war Gold wert. Zwar war das „Schnäppchen-Potenzial“ in Camden Town überschaubar. Aber der Ort an sich, die unzähligen Sinnesreize und die schier unüberschaubare Auswahl an Waren waren einfach überwältigend.

Aus meiner Sicht sollte jeder, der über mehrere Tage London besucht und die Gelegenheit dazu hat, auf jeden Fall auf dem Camden Town Market vorbeischauen. Das Flair dieses besonderen Ortes ist einmalig. Die Eindrücke setzen sich fest. Und wer dann noch ein paar hübsche Dinge aus den Läden und Ständen mit nach Hause bringt, kann sich dank derer auch lange nach Rückkehr an die schmalen Gässchen, schnuckeligen Läden und nie abreißenden Menschenmassen erinnern.

Und an die Düfte, die man unausweichlich mit dem Camden Town Market in Verbindung bringt. Mir persönlich steigt gerade beim Erfassen dieses Textes wieder der unwiderstehliche Duft diverser frittierter Teilchen in die Nase. Hmmmm. Lecker.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert