Sprache und Sonne – Wie eine Fremdsprache angehen? Natürlich mit Urlaub!
Die guten Vorsätze
Wer kennt sie nicht. Die Menschen, die so gerne eine andere Sprache erlernen möchten. Sei es für den Traumjob, von dem sie träumen und den sie noch nicht aufgegeben haben. Oder für den geplanten Urlaub, den sie endlich autark genießen möchten. Oder gar, um mit der netten Dame um die Ecke, die so interessant wirkt, in Kontakt zu kommen. Manchmal auch einfach nur so, um wieder mal die grauen Zellen anzustrengen, das Selbstwertgefühl zu steigern und endlich eine Aufgabe zu haben. Tausend Gründe für die Realisierung, aber…
… die Menschen, von denen wir deutlich mehr kennen, reden darüber und schaffen es aber einfach nicht, ihr Vorhaben umzusetzen bzw. der Abbruch erfolgt nach kurzer Zeit.
Denn leider gibt es auch die Gründe, die uns zaudern lassen, die immer wieder angedachte Ansätze torpedieren oder uns beim ersten Anblick des dicken Schmökers diesen wieder mutlos zurück ins Regal schieben lassen.
- Keine Zeit – Mein Tag ist so vollgestopft. Das verschiebe ich auf später.
- Keine Ausdauer – Das dauert mir zu lange. Ich denke nicht, dass ich das durchhalte.
- Zu teuer – So ein Kurs kostet bestimmt viel Geld.
- Zu weit weg – Der nächste VHS-Kurs ist in …., da muss ich ja immer abends noch wegfahren.
- … und überhaupt will ich das ja auch gar nicht. Das, was ich kann, reicht mir.
So, und damit ist es um die guten Vorsätze geschehen.
Französisch und ich – zwei Paralleluniversen
Davon kann auch ich ein Liedchen singen.
Mich hat schon immer Französisch fasziniert. Der melodische Klang der Sprache in Funk und Fernsehen, in den Liedern und auch das so facettenreiche Land, welches ich so gerne einmal alleine erkunden mochte. Dazu die Möglichkeit, endlich die Bücher so zu lesen, wie sie der Autor in seiner Sprache kreiert hat – mit all den Gefühlen, Blumen und unterschwelligen Facetten in der Originalsprache.
Vor vielen Jahren hatte ich dann mal angefangen. Und da ich die Sprache nie in der Schule hatte, startete ich ganz ohne Vorkenntnisse. Die CD für den Computer-Sprachkurs (ergänzt durch zahlreiche Mitsprech-CDs) sollte den Einstieg bringen, mittels Grammatikbüchern wollte ich den Rahmen schaffen und dann….
Ja, so waren die Vorsätze. Die Theorie also. Und die Realität? Drei Wochen später war das Programm deinstalliert und die Grammatik stand im Regal auf dem Dachboden – aus dem Auge, aus dem Sinn.
Nächster Versuch
Im Herbst 2017 dann mein nächster Versuch, endlich den inneren Schweinehund zu überwinden und das Ganze durchzuziehen. Die „neue“, erfolgversprechende Strategie:
- Online-Sprachkurs für den leichten Einstieg.
- Sprach-App auf dem Tablett zum Vokabellernen.
- Die Aussicht auf einen geplanten Sprachurlaub in Frankreich.
Ihr werdet euch denken können, wie es ausging. Denn auch das versumpfte am Ende des Jahres wieder. Der für 2 Jahre (welch grenzenloser Optimismus!) bei Rosetta Stone (www.rosettastone.de) gebuchte Sprachkurs, der anfangs
wirklich richtig gute Fortschritte brachte, wurde immer weniger frequentiert und die Vokabel-App fristete ein Stiefmütterchendasein – installiert, aber nie benutzt.
Das Projekt stand kurz vor dem endgültigen Aus, denn noch einmal würde ich mir in der Zukunft solch eine Niederlage nicht mehr eingestehen.
Wendepunkt
Dann kam mir eine Idee:
Warum nicht ein wenig Druck aufbauen? Das ging doch früher auch. Aus dem „wenig Druck“ wurde dann die Radikalkur:
Innerhalb von zwei Tagen stand er fest und war unumstößlich gebucht: Mein Sprachurlaub an der Cote d’Azur im kommenden Oktober 2018. Ohne groß darüber nachzudenken, war ich für eine Woche in einer Sprachschule in Juan les Pins (Antibes) angemeldet. Und damit auch ja nichts schiefgehen kann, war das Hotel (exklusiv nur für Sprachschüler) reserviert und auch der Flieger gebucht und vorab gezahlt. Kurzum: es gab kein Zurück!
Es geht doch!
Und plötzlich lief alles wie von alleine: So oft es ging, saß ich vor meinem Computer am Sprachkurs, denn ich wollte mir ja dann dort unten keine Blöße geben. Und – wer hätte es gedacht – das Lernen machte jetzt sogar Spaß. Ob das am MUSS oder WILL lag – ich denke mal an Ersterem.
Und mit den nun wahrnehmbaren kleinen Fortschritten wuchs die Motivation. Plötzlich waren die im Alltag auftauchenden französischen Begriffe verständlich, nachvollziehbar und ich konnte vor anderen mit Sprachwissen glänzen. Was war das für ein tolles Gefühl!
Beseelt von den Fortschritten besorgte ich mir „Harry Potter et l’école des sorciers“. Ein Buch, das ich in Deutsch verschlungen hatte und das ich mir unbedingt in meiner neu gewonnenen Sprache erlesen wollte. Für Jugendliche geschrieben, also durchaus anfängertauglich. Aber auch ein gewagter Schritt. Und in der Tat, das war anfangs sehr knifflig. Ohne grundlegende Grammatikkenntnisse sehr, sehr mühsam. Und ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viele französischen Vokabeln es gibt, die man noch niemals vorher gelesen hat. Aber aufgeben? Nein! Niemals! Ich wollte ja im Oktober nach Antibes!
Fortschritte
Und so nahm das eigentlich schon aufgegebene Ziel Konturen an. Die Fortschritte waren unübersehbar. Der Vokabelschatz wuchs zusehends, dank Rosetta Stone in gleichem Zuge das Grammatikverständnis und statt anfangs einer halben schaffte ich es, an manchen Tagen mehrere Seiten des Zauberschülers in einem Zug zu lesen. Was war ich da stolz.
Die Grammatik fand dennoch nicht mehr den Weg in meine Hände, denn der Kurs von Rosetta Stone vermittelte die Grundlagen, die ich im täglichen Umgang mit der Sprache benötigte.
Zwischenziel schaffen
Ein weiterer, wagemutiger Schritt war dann die spontan bei einem günstigen Reisevermittler (www.spar-mit.com) gebuchte Kurzreise über drei Tage ins Elsass. Mein Ziel: erste Kontaktaufnahme mit den Muttersprachlern, das Eintauchen in die französische Kultur sowie das weitere Anschüren Motivation. Und natürlich auch schauen, wo meine Sprachkenntnisse im Mai angesiedelt waren. Sozusagen böse Überraschungen in Antibes vermeiden. Und als angenehmen Nebeneffekt wollte ich aus meinem Berufsalltag entfliehen und völlig neue Landschaften kennenlernen.
Wie es mir bei den beiden Reisen (Oberhaslach in der elsässischen Schweiz sowie Juan les Pins an der Cote d’Azur) erging und welche Erkenntnisse ich von dort mitnahm, soll Thema zweier separater gut bebilderter Beiträge sein, die ich hier als nächstes einstellen werde.
Zwischenfazit
Fehlt der letzte Funken Motivation, hilft es, ein klein wenig Druck aufzubauen. Und das am besten durch „Belohnungsdruck“. Die spontane Reisebuchung ohne Rücktrittmöglichkeit hat in meinem Fall das fast aufgegebene Vorhaben „Französisch“ wiederaufleben lassen. Den Ehrgeiz packen, Ausreden eliminieren und den Belohnungseffekt einsetzen – das war hier Schlüssel des Erfolgs.
Meine lieben Leser, habt auch ihr Erfahrungen mit Online-Sprachkursen? Evtl. ergänzt durch Sprachreisen? Gerne würde ich eure Erfahrungen kennenlernen. Und wenn ihr wünscht, gebe ich diese als Motivation für andere Zaudernde gerne weiter.
Just do it !