Plastikeinsparung zum Wohle der Erde

Wachrütteln

Es war der Bericht „The Plastic Problem“ in „How it Works“, Ausgabe 120, der mich so erschütterte. Er führte mir unbarmherzig vor Augen, wie dramatisch die Situation bereits ist und noch werden kann. Wir Menschen zerstören rücksichtslos unsere Welt. Doch nicht nur unser eigenes menschliches Universum, sondern auch das der Tiere und Pflanzen um uns herum. Und das auf dramatische Weise.

Es war eine regionale Laufveranstaltung. Mehr als 7.500 Teilnehmer. Der Hauptveranstalter, ein örtlicher Energieversorger mit der Farbe Grün als Corporate Identity möchte natürlich umfangreich für seine Farben werben. Herausgekommen ist Folgendes:

7.500 Luftballons steigen werbewirksam in den Himmel

7.500 Luftballons gehen innerhalb weniger Sekunden mit anhängender Ballonschnur in die Luft. Jeder fragt sich: Wo mögen sie landen? Was passiert mit den Kunststofffetzen, die dann unsere Erde verschmutzen? Unverantwortlicher Umgang mit Ressourcen und – noch schlimmer – mit umweltbelastendem Kunststoff. Und das auf rücksichtsloser Weise.

Hier geht es um das Problem „Plastikmüll“.

Ursache des Elends

Waren wir Menschen mit Beginn der Industrialisierung schon die Hauptbelastung für diese Erde, nahm mit der Erfindung des Kunststoffs durch Leo Baekeland vor mehr als 100 Jahren die Belastung für die Umwelt und besonders die Tierwelt nochmals dramatisch an Geschwindigkeit zu. Es gibt Studien, die zeigen, dass 80 Prozent des jemals produzierten Kunststoffs immer noch in Deponien liegt bzw. überall verteilt die Umwelt verschmutzt. Kein Wunder, benötigen doch beispielsweise Kunststoffflaschen 450 Jahre oder Plastikbeutel mehr als 20 Jahre für den Zerfall. Und keiner räumt sie weg.

Darüber hinaus werden jedes Jahr weitere 300 Millionen Tonnen an Plastik weltweit produziert. Jeder Europäer erzeugt in diesem Zeitraum 31 Kilogramm Plastikmüll. Die Hälfte davon landet nach einmaliger Benutzung (als Tüten, Kunststoffflaschen, Folienverpackungen) im Müll. Bestenfalls wird dieses zu anderen Produkten oder Energie weiterverarbeitet. Im schlimmsten Fall gelangt es ins Grundwasser oder wird als Mikroplastik (z.B. beim Waschen) durch den Abfluss über die ganze Welt verteilt. Letztendlich gelangt es in jeden einzelnen Organismus. Die Weltmeere werden jedes Jahr mit 12 Millionen Tonnen Plastik belastet. Und keiner hat ein schlechtes Gewissen.

Obst in Tüten
Plastic bag – Photo by Sophia Marston on Unsplash

Schlimmer noch: Fast jeder hat die schockierenden Bilder vor Augen, die riesige Müllberge an den Stränden des Pazifiks zeigen. Oder hat die Reportagen gesehen, die in den Meeren verendete Tiere zeigen. Diese sind durch mit der Nahrung aufgenommenen Kunststoff oder durch Plastiktüten zugesetzte Atmungsorgane qualvoll verendet . Ein grausamer Tod. Und jeder einzelne trägt zu dieser Qual seinen Anteil bei. Ohne groß darüber nachzudenken. 

Plastik am Strand – Photo by Dustan Woodhouse on Unsplash

Als Beispiel für unser gedankenloses Handeln sind hier kurz unsere Hundekottüten genannt. Wir entsorgen etwas, das in der Natur innerhalb kurzer Zeit rückstandslos abgebaut wird, mit etwas, das ein Leben lang und länger hält. Und währenddem die Natur massiv schädigt. Paradox, oder?  Es herrscht also Handlungsbedarf. Und das schnellstmöglich!

Ansätze der Gegensteuerung

Die Lösungsansätze sind vielfältig. Der vielversprechende Recyclingprozess steht erst am Anfang, denn der Anteil der tatsächlich weiterverarbeiteten Polymere ist nach wie vor sehr gering. Es gibt Projekte, die für die Zukunft Erleichterung versprechen, aber noch nicht für die große Entlastung sorgen können. Zu nennen sind hier zum Beispiel diverse Meeresreinigungsprojekte oder auch die Züchtung von Plastik-konsumierenden Bakterien. Alles leider auch mit Nebenwirkungen verbunden. Denn deren Beseitigung stellt ebenso wie das Wie des anzugehenden Problems hohe Hürden dar.

Die EU hat wohl jetzt auch langsam das Problem erkannt und sich in letzter Zeit endlich dem hohen Kunststoffaufkommen angenommen bzw. genähert. Sie verbietet zukünftig die Produktion einmal benutzbare Plastikprodukte wie Strohhalme oder Einweg-Besteck. Ein lobenswerter Entschluss. Aber welchen Anteil hat dieses Verbot in der EU weltweit? Die EU ist im Konzert der großen Kunststoffverursacher nur ein ganz leises Instrument. So haben die Bemühungen der EU letztlich wohl eher Symbolcharakter, solange nicht die Welt komplett an einem Strang zieht. 

Überfüllter Abfallcontainer

Das eigene Gewissen

Doch was kann jeder Einzelne tun, um die Welt vom Kunststoff zu entlasten? Ideen gibt es viele, so z.B.

  • Nutzen von Mehrweggeschirr,
  • Kleidung ohne Kunststoffmaterialen kaufen,
  • bewusst keine Kunststoffverpackungen/eingeschweißten Produkte kaufen (Zero-Waste Shopping),
  • gewissenhafte Trennung und Entsorgung von Plastikabfällen,
  • keine eingeschweißten Produkte kaufen,
  • wiederverwendbare Windeln nutzen,
  • Umverpackungen reduzieren
  • oder der neue Trend: Sammeln von Müll beim Joggen (Plogging)

Mir ist bewusst, dass einzelne nicht die Welt retten können. Denn das, was ein einzelner Mensch oder Haushalt an Kunststoff „konsumiert“, scheint nur ein Tropfen auf dem heißen Stein zu sein. Aber wo soll man beginnen? Wo kann der kleine Beitrag eines jeden helfen? Helfen Demonstrationen? Engagement in Umweltverbänden? Bewusster Umgang mit den Materialien?

An die eigene Nase packen

In mir reifte nach reiflicher Überlegung der Entschluss, bei mir selbst anzufangen. In meinem eigenen Haushalt und Konsumverhalten.  Ab sofort kommt jede Tüte, jede Flasche und jeder andere Gebrauchsgegenstand aus Kunststoff, den ich verwende, auf den Prüfstand. Alles nach dem Motto: Wie kann ich Plastik reduzieren?

Das Vorhaben gleicht einer Herkulesaufgabe, denn Plastik ist allgegenwärtig. Sei es in der Kleidung, dem täglich genutzten Duschgel und dessen Verpackung, dem Joghurtbecher sowie der Zahnpastatube, deren Inhalt natürlich auch Kunststoff enthält.

In meinen folgenden Beiträgen werde ich Schritt für Schritt meine Erfahrungen schildern. Dabei geht es nicht immer reibungslos und zielstrebig vorwärts. Denn immer wieder tauchen Problematiken auf, die – sofern überhaupt möglich – gelöst werden müssen. Und manchmal wird mir schmerzhaft bewusst, dass Grenzen nicht überschritten werden können, da es dafür momentan einfach noch keine Lösung gibt. Aber auch diese werden angesprochen und vielleicht findet sich ja jemand, der genau für diese Problematik dann doch eine Lösung gefunden hat.  

Fahrplan in den Plastikverzicht

Lasst euch von mir auf meiner Reise in den Plastikverzicht mitnehmen. Und diese startet bei den täglichen Dingen des Lebens wie dem Einkauf im Supermarkt und der routinemäßigen Hygiene. Anschließend führt sie in die Welt des Haushalts mit all seinen Plastiktöpfchen und Frischhaltefolien, macht kurz Station in der Kosmetik und wir kochen gemeinsam plastikarm. Bei alledem soll abschließend auch die Frage, wie man umweltbewusst auf Reisen gehen kann, erörtert werden.

Wichtig ist aber auch, bei all den guten Vorsätzen die Relation zwischen Aufwand und Nutzen nicht aus den Augen zu verlieren. Denn wenn das Vorhaben zur Last wird, fällt die Motivation. Und irgendwann schläft dann selbst der beste Vorsatz langsam ein. 

Lasst euch inspirieren. Ziel ist es, Anregungen und Tipps zu finden. Und damit einen Start zu wagen. Solltet ihr zu den aufgeführten Themen Hinweise oder Lösungen haben, bin ich für diese sehr, sehr dankbar. Namentliche wohlwollende Erwähnung des seriösen Tippgebers ist versprochen.

Just do it!

2 Kommentare

  • Anja Kadric

    Hallo Karsten,
    Mit dem Thema sprichst du mich sehr an. Ich beschäftige mich damit schon eine Weile, habe schon einige Dinge an meinem Konsumentenverhalten verändert und überprüfe mich permanent.

    Ein nützlicher Link, der Verbreitung verdient hat, ist folgender:

    https://www.smarticular.net

    Passend zu deinem Thema gibt’s die Rubrik „Plastikfrei“ bzw „Plastiksparen“

    Dazu gibt’s tolle Ratgeberbücher von smarticular…. und auf Facebook tolle Gruppen, in denen Erfahrungswerte und nützliche life hacks zu dem Thema ausgetauscht werden.

    Liebe Grüße aus einem Haushalt, der bemüht ist Plastik zu sparen ?

    • Hallo Anja.

      Über deine Worte zu meinem Beitrag der Plastikeinsparung habe ich mich sehr gefreut. Vielen, vielen Dank dafür.
      Zeigt er mir doch, dass die Gemeinde der verantwortungsbewussten und aktiv mitdenkenden Menschen stetig wächst. Immer mehr Verbrauchern wird langsam bewusst, auf welches Szenario wir hinsteuern und dass wir nur diese eine Erde haben. Eine Erde, auf der auch unsere Kinder und Kindeskinder glücklich leben möchten.

      Die von dir genannten Tipps und Links sind super! Einmal reingeklickt, kommt man von der Seite „smarticular.net“ nicht mehr runter. So fesselnd, fundiert und umfangreich sind die tollen Beiträge.

      Viele Haushalte stehen gefühlt erst am Anfang der Plastikeinsparung, so auch bei mir. Es gibt so viele Möglichkeiten der Optimierung, die angegangen werden können.
      Doch jeder, der sich mit dem Thema beschäftigt, im täglichen Ablauf bewusster handelt und Mitmenschen auf diesen Weg motiviert und mitnimmt, ist ein großer Gewinn für diese Welt.

      Liebe Grüße
      Karsten

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